This is Dahanukar's first return to Skip since Scent Of Jungle in 2012, though there has been other fine work in between. The label's sound-values suit him just fine. Engineer Andy Neresheimer mixes everything up in sharp focus: crisp, alert percussion, a singing bass line from Moll (who's in fantastic form on Noir Est La Mer), and on the money accompaniment from Haudenschild on both acoustic and electric keyboards. Dahanukar floats above it all - more Jon Hassell than Miles Davis in sound, which is a description, not a criticism - with his characteristic blend of thoughtfulness and passion, jazz and Fourth World eclecticism. Chatting to Almodóvar puts him an unexpectedly reflective mood, though the track has direction and a subtle force. The programme alternates rhythmic numbers with an emphasis on line and attack, and more impressionistic sketches: Echoes From Ajay's Labyrinth is less than a minute long. The outtrack uses an L. Subramaniam line in an innovative way. Dreamsounds can turn nightmarish if they're stretched out too far, but Dahanukar has a genius for pacing an album. Forty minutes seems just perfect, and great credit to him and Skip for not packing it with filler.
Brian Morton, Jazz Journal, England
Das versonnen gespielte gestopfte Horn, die lässige Schwermut und die Bereitschaft, seinen Mitmusikern viel Platz zu lassen – es fällt nicht schwer, Miles Davis als das erklärte Vorbild des indisch-schweizerischen Trompeters Martin Dahanukar auszumachen. Es ist aber nicht der von Kollegen wie Nils Petter Molvaer, Erik Truffaz oder Médéric Collignon verehrte Fusion-Revolutionär, dem Dahanukar auf „Traumesrauschen“ träumerisch-assoziativ nachspürt, sondern dem Miles der 50er Jahre.
Davis' Musik zu Louis Malles Film „Fahrstuhl zum Schafott“ stand Pate für die Aufnahme. Nicht so sehr stilistisch, wenn sich auch Stücke wie „Julia's Glance“ oder „Le soleil qui brule“ in ihrem Retro-Swing an den Jazz der Fifties anlehnen mögen. Vielmehr sind es die Atmosphäre und die Konstruktion der Kompositionen, die stark an den Miles der Pariser Tage erinnern.
Der Trompeter improvisierte damals vor der Leinwand zu Malles Film und ließ sich von den Bildern treiben. Ähnlich verfährt Dahanukar mit seinen Mitstreitern (Michael Haudenschild: Klavier und Rhodes, Philipp Moll: Kontrabass, Willy Kotoun: Percussion) auf „Traumesrauschen“: Auf der Grundlage von Urlaubserinnerungen, Reminiszenzen aus dem Kino-Saal (etwa bei „Hablar con Almodóvar“ oder „Salaam Bombay“) oder Bildern aus dem Halbschlaf entwickelt Dahanukar geheimnisvolle Soundtracks fürs innere Auge.
Sein ätherischer Trompetenton und Kotouns wechselnde Percussiongrundlage schicken die Kompositionen dabei auf Reisen durch Raum und Zeit: So taucht das Quartett in einem der heiligen Flüsse Indiens unter („Afloat The Narmada“), wird von Tabla-Grooves in eine fabelhafte Welt zwischen Amélie und Almodóvar entführt (im stark nach Yann Tiersen klingenden „Hablar con Almodóvar“)" oder erweist sich als Zeitgenosse von Dizzy Gillespies ersten Experimenten mit afrokubanischen Rhythmen („Noir est la mer“). Ein verträumtes Vergnügen.
Josef Engels, Rondo, Berlin
Der Berner Trompeter Martin Dahanukar hat mit seinem neuen Quartett ein traumhaft schönes Album eingespielt. Als Jugendlicher ist er in den Ferien fast im Meer ertrunken. Die gespürte Ewigkeit, als er unter Wasser einen bemoosten Felsen vor Augen hatte, erzählt Martin Dahanukar in «Noir est la mer». Es ist kein bedrohlich wirkender Song, seine Schönheit ist von tiefer Reinheit wie das Meerwasser an der besungenen Côte d’Azur (...) 2014 lancierte er ein neues Quartett mit dem Pianisten Michael Haudenschild, Bassist Philipp Moll und Perkussionist Willy Kotoun. Von dieser Formation erscheint nun das erste Album «Traumesrauschen». Traumhaft verwunschen klingen sie tatsächlich: Die neun Kompositionen, die vom Meer erzählen, von anderen Erinnerungen, aber auch von musikalischen Reverenzen an die Zeit des Swing und Bebop.
Frank von Niederhäusern, kulturtipp, Zürich
Aus »Traumesrauschen« drängen Klänge wie Chiffren, denen Martin Dahanukar deutliche Konturen geben möchte. Diese können cineastisch als imaginäres Gespräch mit dem spanischen Regisseur Pedro »Almodóvar« inspiriert sein, indem er zum dezenten Bongo-Groove von Willy Kotoun und funkelnden Fender-Rhodes-Akkorden von Michael Haudenschild scharfe, harmongedämpfte Exklamationen per Trompete fügt. Sein poetischer Stil ist dabei durchaus wandelbar, wenn er für die Szene »Julia's Glance (The Girl On The Bike)« mit seinen Quartett-Kollegen extravagante Cool-Jazz-Harmonien auffächert. »Noir Est La Mer« kombiniert einen Latin-Klavierboogie und Perkussion mit expressiven Trompeten- und Bass-Soli, während »Le Couteau Sous Le Bateau« (mit Blick auf Roman Polanski) ein störrisch swingenes Motiv wie ein Capriccio entwickelt. Modern Jazz im konstanten Walking Groove von Philipp Moll öffnet in »Le Soleil Qui Brûle« dann noch die Sinne zu tollen Klavier-Bass-Interaktionen, die aber in den entrückten Sounds von »L'eclisse Tout Autour De Nous« und dem Hauch von Orient beim »Salaam Bombay« balladeske Ruhepunkte haben. So sind aus dem Unterbewusstsein die Phantasie anregende Klangvisionen entstanden.
Hans-Dieter Gründefeld, HiFi&Records, Deutschland
Mit einem sehr lyrischen, gefälligen, aber nie in Fahrstuhlmusik abdriftenden Stil beeindruckt auch der indisch-schweizerische Trompeter MARTIN DAHANUKAR auf «Traumesrauschen», seinem zweiten Album für das Hamburger Label Skip. Wie bei so vielen jüngeren Musikern klingt in den teils kurzen, aber auch mal gut sieben Minuten langen Kompositionen des öfteren das ewige Vorbild Miles Davis durch - etwa wenn der Musiker aus Bern mit regenverhangen romantischen Klängen an den berühmten Soundtrack des Louis-Malle-Filmklassikers «Fahrstuhl zum Schafott» erinnert.
In «Noir Est la Mer» treten Latin-Rhythmen hinzu, hier wird Dahanukars Sound regelrecht tanzbar. «L'Eclisse Tout Autour De Nous» ist eine kunstvoll verschachtelte Ballade. «Bildhafte Musik, beeinflusst von besonderen menschlichen Begegnungen oder unvergesslichen nächtlichen Stimmungen» möchte der Trompeter mit seinen drei Bandkollegen Michael Haudenschild (Piano), Philipp Moll (Standbass) und Willy Kotoun (Percussion) erschaffen.
Den etwas beliebigen Jazz-Rock des Debüts «Scent Of Jungle» lässt Dahanukar hier definitiv hinter sich. Und mit «Salaam Bombay» schickt er zum Abschluss noch einen melancholischen Gruß an das Land seiner Wurzeln.
BILD.de, Berlin
Der schweizerisch-indische Trompeter Martin Dahanukar hat mit seinem Quartett ein stimmungsvolles, assoziatives Album eingespielt, das an Miles Davis' Filmmusik für Louis Malle erinnert.
Manfred Papst, NZZ am Sonntag, Zürich
Klingendes Polaroid: Wenn der Schlaf flacher wird und die Nacht irgendwo zwischen der ausklingenden Dunkelheit und dem ersten Tageslicht hängenbleibt, dann beginnen die Träume zu rauschen. Sie fliegen vor dem geschlossenen Auge vorbei. Ein Meer von Bildern, atmosphärisch, emotional, mal rasend schnell, dann wieder in Zeitlupe. Jeder träumt das,was ihn am meisten bewegt. Beim Trompeter Martin Dahanukar sind es Filme. Der leidenschaftliche Cineast verinnerlicht die chargierenden Stimmungen legendärer Leinwand-Melodramen. Manchmal, etwa im Traum, schlüpft er gar mitten hinein ins Zelluloid, wird ein Teil davon. Auf .Traumesrauschen" (Skip/Soulfood) kreiert der 48-Jährige einen Soundtrack für seine glorreichen und tragischen Helden wie Pedro Almod6var, Charlotte Rampling, Alfred Hitchcock oder Michelangelo Antonioni. Ein Unterfangen, das angesichts seines übermächtigen Vorbilds Miles Davis, der über allen Dahanukar-Werken wie ein großer Schatten schwebt, einer Herkulesaufgabe gleichkommt. Diesmal lehnt sich der in Bern lebende Musiker in der Art der Instrumentierung an den Soundtrack zu Louis Malles "Fahrstuhl zum Schafott" an. "Ich möchte meine Stimme nicht verlieren im Gewirr", betont er und meint damit die flirrenden kaleidoskopischen Spannungsbögen, die mitunter an ein Stillleben der Nouvelle Vague erinnern. Passiert ihm nicht, trotz jeder Menge Melos, einer Vielzahl verschlungener seidener Schleifehen und des ganzen Miles-Ballasts. Martin Dahanukar geht es ausschließlich "um bildhafte Musik, beeinflusst von besonderen menschlichen Begegnungen oder unvergesslichen nächtlichen Stimmungen." Jeder Song ein klingendes Polaroid seiner heißgeliebten Kinoperlen. Hören Sie das Rauschen?
Reinhard Köchl, JazzThing, Köln
Im einen Moment klingt Martin Dahanukars Trompete scharf und markant, im anderen sanft, melancholisch, introvertiert. Der Schweizer schafft mit seinem Quartett eine Welt der Zwischenräume, in denen Klangsprengsel und zentrale Töne so wirksam gesetzt sind, dass sie im Bewusstsein des Hörers nachklingen, obwohl sie schon verebbt sind. Michael Haudenschild an Flügel und Fender, der Kontrabassist Philipp Moll und der Schlagzeuger Willy Kotoun sind Top-Partner für diese Mischung aus Spannung und Entspannung, Intensität und Zurückhaltung, Druck und Nonchalance. Im räumlich angenehm gegliederten Panorama ist jedes Instrument präsent, rein und impulsstark aufgenommen. Das unterstreicht die Energie des Quartetts. (Klangtipp)
Werner Stiefele, AUDIO, Haar bei München
Dahanukar ist einer der grossen Stilisten des Schweizer Jazz (... das Album) Traumesrauschen ist ein Werk von atemberaubender Schönheit. Als Inspiration dienten dem Trompeter und Komponisten Reisen in die Urbanitäten Indiens - Dahanukars zweite Heimat -, aber auch Filmszenen seiner Lieblingsregisseure. Almodóvar ist einer davon, Louis Malle ein weiterer, für dessen Film «Ascenseur pour l'échafaud» bekanntlich Miles Davis den Soundtrack in nur einer Nacht komponiert und eingespielt hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Martin Dahanukar ganz gerne in der Nacht komponiert. Und es gibt einiges auf dem neuen Album des Berners, was an diese Nouvelle-Vague-Phase von Miles Davis erinnert. Da ist diese coole Ökonomie im Spiel des Berners, diese schattige Lyrik, diese unterschwellige Bedrohlichkeit.
Ane Hebeisen, Der Bund, Bern
In seiner Musik verarbeitet der Trompeter, der heute in Bern wohnt, was er erlebt und was ihn bewegt. "Bei mir passiert alles sehr spontan und natürlich. Ich spiele und höre einfach nur die Musik, die mir Spaß macht, quasi ohne Konzept. Das ist einfach eine Sache des Feelings", sagt er. Es sind Stimmungen und Momentaufnahmen, die ihn in seinen Kompositionen beeinflussen, aber auch Erinnerungen an Menschen oder fiktive Filmwelten. Anstatt ein Konzept-Album mit Soundtracks bekannter Komponisten aufzunehmen, entschloss er sich für ein Werk, das seine eigenen Stücke in den Fokus stellt. Bis auf "Salaam Bombay" stammen alle aus seiner Feder (...) Dass die Musik so organisch und gewachsen klingt, hat seinen Grund. Das Quartett mit Michael Haudenschild (p, rhodes), Philipp Moll (b) und Willy Kotoun (perc) spielt seit zwei Jahren einen montäglichen Steady Gig in Bern, da kann sich einiges entwickeln (...) Dadurch, dass sie die Stücke öfter spielen, komplettieren sie sich auf eine dynamische Weise, teils schrieb er sie um und ließ sie reifen. ",Noir Est La Mer' habe ich schon als Fünfzehnjähriger geschrieben, aber nur die Akkorde haben wir jetzt wieder hervorgeholt. Damals war ich mit meiner Familie in Südfrankreich in den Ferien und war begeistert von den Rock-Bands, die jeden Freitag und Samstag dort spielten, und der Musik, die im Radio lief. Ein paar Tage später wäre ich allerdings fast ertrunken, nur knapp konnte ich mich ans Ufer retten. So erklärt sich diese dunkle, klare Stimmung", erinnert sich Dahanukar. L'eclisse Tout Autour De Nous" ist eine Hommage an den Regisseur Michelangelo Antonioni und seinen Film Liebe 1962. "Er verwendete in seinen Filmen quasi gar keine Musik, aber seine Bildsprache ist dermaßen musikalisch, dass ich eine Musik schreiben wollte, die diese Einsamkeit und diesen Pessimismus widerspiegelt."
Beim Komponieren denkt er zuerst an seine Band, denn die Jungs müssen die Stücke umsetzen und in oszillierende Schwingungen versetzen. So schreibt er gerne Basslinien, die nicht ausschließlich Bassfunktion haben, sondern eher eine gesangliche. "Es ist oftmals so, dass ich gar nicht mit der Trornpetenlinie anfange, sondern mit der Rhythmusgruppe, und erst später kommt die Trompete dazu. Es entwickelt sich alles in meinem Kopf, bevor ich es niederschreibe. Dann spielen wir die Stücke, schauen, wie sie sind, sich entwickeln und was wir daraus machen können. Es ist nicht so, dass ich mit dem fertigen Stück komme, und sie müssen das genauso spielen. Ich schreibe für die Musiker und ihre Stärken, denn nur so kann ich einen individuellen, starken Sound erreichen. Eine Band ist miteinander verbunden wie ein Korallenriff."
Andreas Collet, Jazzthetik, Münster
Der Trompeter Martin Dahanukar ist ein ebenso fester wie eigenständiger Bestandteil der Berner Jazzszene. Mit seiner CD ”Traumesrauschen” stellt er sein neues Quartett vor, das er vor zwei Jahren zusammengestellt hat und für dessen Repertoire er zum grössten Teil selbst verantwortlich zeichnet. Der Titel tönt es an: ”Traumesrauschen” ist kein lautes Album, im Gegenteil. Es ist geprägt von einer lyrisch-sanglichen Trompetenstimme, die über locker gewirkten, tänzerischen Grooves emporschwebt und die das grosse Vorbild Miles Davis weder verleugnen kann noch will. Die einzelnen Titel erwecken gewollt cineastische Stimmungen, da sich der Leader nach eigenen Worten an der französischen Nouvelle Vague orientiert hat. Damit wirkt das Album wie aus der Zeit gefallen, was insofern nicht weiter tragisch ist, als gewisse Eindrücke und Assoziationen ganz einfach zeitlos sind – genauso wie die Musik, welche Dahanukar seinem Instrument entlockt.
Georg Modestin, JAZZ'N'MORE, Zürich
Wie es der Albumtitel schon suggeriert, handelt es sich (auf Traumesrauschen) um Songs, die einen wie im Traum umschweben und unterschiedlichste Stimmungen kontemplativer Art hochrufen. Titel wie "Hablar Con Almodovar" oder "Afloat The Narmada" gleiten mit weichen Trompetentönen, einem hallenden Fender Rhodes, brummendem Bass und raffiniert dezenten Percussions über einen hinweg, dass man schnell etwaige Spannungen abbaut. Dahanukar bläst sein Instrument meist gestopft und warm, schlichtet jedweses Chaos und leitet einen in die indigofarbenen Blues Notes des Jazz. Mit Tunes wie "Julia's Glance" oder "Le Soleil Qui Brule" bewegt sich die Band im Retro-Bereich und spielt einen angenehm swingenden Bebop oder Cool Jazz, wie man ihn in alten französischen oder italienischen Kunstfilmen hörte.
Ernst Weiss, Concerto, Österreich